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ZUR SOFORTIGEN VERÖFFENTLICHUNG BlickBestimmungBilder selbstbestimmter Leben15. November 2003.. Peter Menasse Wer den Blick bestimmt, bestimmt die Perspektive. Darum haben selbst bestimmte Menschen einen Film über Ansichten und Aussichten ihres Lebens gemacht. Die Blickwinkel in „Blickbestimmung“ sind neu, sie sind „Bilder selbst bestimmten Lebens.“ Wenn sich die U-Bahn füllt, stehen wir aneinander gedrängt, unser Auge fällt auf Gesichter, die zu nahe kommen, auf Ärger, Unmut, Aggression. Aber halt: Im Film „BlickBestimmung“ fällt der Blick auf Hände, die sich um Haltestangen legen, Unterarme, immer mehr Unterarme, kreuz und quer Unterarme. Vom Rollstuhl aus hat die Welt ein anderes Gesicht. Oder doch nicht? Hans Hirnsperger, einer von elf Porträtierten reflektiert, dass bei ihm „Zeiten der Verleugnung von Zeiten der Auseinandersetzung“ abgewechselt werden. Und fügt hinzu, dass es wohl allen Menschen so ginge. Martin Bruck kurbelt auf seinem zum Fahrrad mutierten Rollstuhl durch das Land. „Ich kurble die ganze Zeit,“ sagt er, „ich kurble und kurble und kurble. Manchmal kurble ich meiner Krankheit davon, aber sie ist immer knapp hinter mir und sie holt mich schon auch ein. Aber that´s life.“ Die Kamera zeigt uns, ein vorbei fahrendes Auto. „Aus den Autos kommt Schweigen,“ meint Bruck und lächelt resigniert. Nicht immer hat die Welt vom Rollstuhl aus ein anderes Gesicht. BlickBestimmung zeigt auch viel Freude. Waltraud Wiesinger findet auf der Straße ein Video über „Krüppelsex“ und schaut es sich nicht an, oder vielleicht doch? Barbara Levc ertastet auf einem erhabenen Stadtplan mit ihren Händen das Gebiet um die neue Murinsel, um gemeinsam mit ihrem Sohn dorthin zu spazieren. Sie sieht ihn nicht, wenn er später auf dem Kletterturm herumturnt, aber sie hört sein fröhliches Jauchzen. Barbara Schuster erhält einen Brief vom Amt, sie möge dringend anrufen. Sie geht persönlich hin, um dem Beamten zu erklären, dass sie nicht hören kann. Ihre Belustigung über den ignoranten Staatsdiener überträgt sich auf den Zuschauer. Der Mann vom Amt hingegen ist völlig verwirrt, findet die Unterlagen nicht gleich und ersucht sie, in den nächsten Tagen – anzurufen. Die Botschaft von Bernadette Feuerstein ist voller Kraft. Ihr Rollstuhl und sie bleiben im Hintergrund, das Bild beherrscht ihre kleine Tochter Lea, die wie alle glücklichen Kinder ihren Part im Mittelpunkt der Erwachsenenaufmerksamkeit vollauf genießt. Niki Prasek, den zwei Impfungen Schaden zugefügt haben, arbeitet in einem Studentenlokal. Mit freundlicher Gelassenheit versorgt er die Tische. Er strahlt eine ruhige Zufriedenheit aus. Alles paletti also? Wenn Jasna Puskaric zu ihren Vorlesungen von Schwechat an das Juridicum nach Wien fährt, machen eine kleine Schwelle, ein Verkehrsmittel ohne Rampe oder eine schlecht ausgebildete Straßenbahn-Fahrerin ihren Weg zum Hindernislauf. Selbst bestimmt leben, können die meisten der Hauptdarsteller von „BlickBestimmung“ nur mit persönlicher Assistenz. Das für alle zu erreichen ist ihr großes, gemeinsames politisches Anliegen. Dafür kämpft Eberhard Zumtobel in Dornbirn mit viel Geduld und Optimismus: „Das ist wie mit einem Baum im Frühling. Es gibt noch kahle, starke Äste, aber die Knospen müssen erst aufspringen, erblühen, Blätter müssen sich entwickeln. Das alles braucht Zeit.“ Auch Volker Schönwiese ist engagiert in diesem Kampf um Unterstützung und Hilfe. Der Professor an der Universität Innsbruck bringt vor Arbeitsbeginn seinen Sohn mit einem speziell umgerüsteten Auto zur Tagesmutter. Er fordert ein „Gleichstellungsgesetz,“ damit behinderte Menschen die Garantie auf dieselben Rechte haben, wie sie für alle anderen auch gelten. Und dann zeigt BlickBestimmung noch etwas, das ganz selten ist - die reine Freude. Olivia Thorpe lernt Sota Istrevi kennen, die sich als ihre neue persönliche Assistenz vorstellt. Das Gespräch läuft nett an: Sie haben beide im Dezember Geburtstag. „Dann gehören wir zusammen,“ sagt Sota. Olivia lächelt, sie hat es gleich gewusst, schon als sie Sota bei der Tür hereinkommen sehen hat. Aus der Perspektive von selbst bestimmten Menschen entsteht große Klarheit. Wie auch aus dem Film „BlickBestimmung“: Er ist gelassen und doch von einer heiteren Rasanz, er ist unspektakulär und doch eindringlich durch seine alternative Perspektive, er zeigt Menschen, die es nicht leicht haben, und er bringt sie uns nahe durch ihre Reflexionen, politischen Ansprüche, ihr Glück und ihre Ernsthaftigkeit. Es ist eine Blickreise wert, mit „BlickBestimmung“ die Perspektive zu ändern.
Peter Menasse
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